Bike-Abenteuer: Mit dem Rad von Alaska bis Feuerland
Tundra, Taiga, Dschungel und Wüste: Die französische Fotojournalistin Sophie Planque hat mit ihrem Partner Jérémy Vaugeois die unterschiedlichsten Klimazonen durchquert und den amerikanischen Kontinent mit all ihren Sinnen erfahren.
Während der zweieinhalb Jahre dokumentierte sie nicht nur die faszinierenden Landschaften Nord, Mittel- und Südamerikas mit der Kamera, sondern auch die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, die sie und Jérémy unterwegs getroffen haben.
3 Fragen an Sophie
Über die Reise, die Begegnungen & den Film
Warum die Panamericana? Sowohl Jérémy als auch du habt schon andere Abenteuer unternommen. Was war so reizvoll an dieser Route im Vergleich zu euren früheren Reisen?
Die letzten zehn Jahre haben Jérémy und ich auf Reisen durch Europa verbracht, jeder für sich, entweder zu Fuß oder auf Skiern. Wir können uns dem Reiz der Geografie nicht entziehen und lieben es eine Gegend auf eine entschleunigte Art und Weise zu erkunden. Als wir dann in der Schweiz zusammengekommen sind, haben wir beschlossen, gemeinsam ein großes Projekt zu machen, irgendwohin, wo wir noch nie gewesen sind. Und der amerikanische Kontinent klang da gleich in mehrfacher Hinsicht vielversprechend. Auf einer Reise von Alaska nach Patagonien würden wir Hunderte von verschiedenen Lebensräumen entdecken: die Tundra, die Taiga, den Dschungel, die Wüste, den Altiplano und noch dazu paradiesische Strände und die argentinische Pampa. Die schönsten Facetten der Welt vereint auf einem einzigen Weg. Die Panamericana ist die längste Straße des Planeten und reicht vom 70. Breitengrand Nord zum 54. Breitengrad Süd. Das ist nur auf dem amerikanischen Kontinent möglich, also haben wir uns gesagt: „Auf geht’s, wir machen‘s!“
Mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, ist eine sehr nahbare Art zu Reisen und macht es einfach mit Leuten in Kontakt zu kommen. Gab es Begegnungen, die ihr bestimmt nie vergessen werdet?
Es gibt Begegnungen, die nur zehn Sekunden dauern und dein ganzes Leben verändern. Solche, wo man beim Abschied weint, weil „Auf Wiedersehen“ eigentlich „Lebwohl“ bedeutet. Wenn man so unterwegs ist wie wir, ist man sehr verletzlich, sowohl gegenüber der Welt als auch gegenüber sich selbst. Man spürt alles und ist voller Emotionen. Es gibt Begegnungen, die mit dem Unfall zusammenhängen, den ich in Alaska hatte. Eine Frau namens Kathleen hat uns dort für eineinhalb Monate bei sich aufgenommen und sehr viel zu meiner Genesung beigetragen, ganz abgesehen von den Rentnern aus der Nachbarschaft, die sich im Riverview Drive um uns gekümmert haben. Das Ziel unserer Reise haben wir deshalb erreicht, weil es Leute gab, die an uns geglaubt und uns das gegeben haben, was wir unterwegs am dringendsten gebraucht haben: Hoffnung, in den Momenten, wo wir dachten, alles sei verloren.
Du bist Journalistin und hast diese Reise auch dokumentiert. Wie ist es sein eigenes Abenteuer zu filmen und plötzlich selbst im Mittelpunkt zu stehen?
Als wir losgefahren sind, hatte ich nicht vor eine Doku zu drehen. Wir sind aufgebrochen, um den amerikanischen Kontinent zu überqueren und eine tiefere Erfahrung zu machen. Ich wollte diese Reise auch nicht primär als Journalistin machen. Wir standen aber mit verschiedenen Schulen in Kontakt und haben rund 6.000 Schüler:innen regelmäßig mit kleinen Videos versorgt. Deshalb haben wir überhaupt erst angefangen, uns zu filmen und haben im Laufe der Zeit dann Gefallen daran gefunden, unsere Erlebnisse auf diese Art und Weise zu reflektieren.
Über meine Unfälle und meine Gefühle zu sprechen, war auch schon eine Art Therapie für mich. Ich habe mir immer die Frage gestellt: Welche Botschaft kann man während einer so intensiven zweieinhalbjährigen Reise vermitteln? Und da hat dann die Regisseurin in mir übernommen. Mir wurde die Wichtigkeit dieser Geschichte bewusst, und auch wie allgemeingültig sie ist. Wir alle sollten irgendwann einmal in unserem Leben eine Niederlage erleiden. Ich denke, viele Menschen können sich mit meiner Erfahrung und der von Jérémy identifizieren.
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